Alte Welt, neue Welt?
Vorletzte Woche durfte ich in Seoul den renommierten Korea Wine & Spirit Award für unseren Chasselas in Empfang nehmen. Er wurde mit dem ersten Preis in der Kategorie Weissweine aus der «alten Welt» prämiert. Dieser Preis hat mich sehr gefreut, wobei mich der verstaubte Begriff der «alten Welt» ziemlich erheitert hat.
Dieses Konzept der Aufteilung der Welt in eine «alte» und eine «neue» stammt ja aus der Zeit von Christoph Kolumbus, als die europäische «Welt» realisierte, dass es da noch etwas «Neues» gibt. Heute haben wir eine ganz andere Perspektive auf die Welt. Trotzdem hat sich diese Begrifflichkeit in der Weinbranche erstaunlich gehalten. Weine aus Nord- und Südamerika, Südafrika, Australien und Neuseeland werden gemeinhin der «neuen Welt» zugeordnet. Europa und die Länder rund ums Mittelmeer werden weiterhin als «alte Welt» bezeichnet.
Aber ist das die ganze Weinwelt? Wo gehört die Weinkultur Asiens dazu? Ist das nun die «allerneuste Welt»? Oder wenn wir die über 4600 Jahre alte Weinbaukultur Chinas berücksichtigen, gar die «uralte (Weinbau-) Welt»?
Historisch gesehen hat Europa den Weinbau stark geprägt. Weine aus Frankreich, Italien oder Spanien verfügen deshalb auch weltweit über ein grosses Renommee. Doch nun entwickeln Länder wie Korea und Japan zunehmend önologisches Selbstbewusstsein. Seit den 60er Jahren wird in Korea hochwertiger Wein hergestellt, und das Geniessen von Wein gehört in breiten, eher städtischen Bevölkerungsteilen zu einem modernen Lebensstil. Und da passt offenbar unser Chassleas gut dazu.