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Ernteglueck

Ernteglueck

Ende September 2015, ein prächtiger Samstag nach einem sehr sonnigen und heissen Sommer.  Es war eine wunderbare Ernte: Die Reben strotzten vor Kraft, die Trauben hingen voll und reif. Und dank der langen Hitze im Sommer verging den Suzuki-Fruchtfliegen die Lust, sich zu vermehren. Eine muntere Truppe von Freundinnen und Freunden waren für Lese, Transport und Catering besorgt, so dass es wieder wie immer ein richtiges Erntefest war.

Die Trauben haben heuer schon bei der Ernte einen stolzen Öchslegrad erreicht. Dieses Jahr muss ich den Trocknungsprozess ganz genau beobachten, um genau die richtige Konzentration zu treffen. Viel braucht es diesmal nicht, es ist alles schon angelegt. Ich freue mich sehr auf die feine Arbeit im Keller, das Stösseln und Pressen, das Riechen, Hören und Schmecken. Nur wenn ich mit allen Sinnen dabei bin, weiss ich, wann eingreifen und wann ruhen lassen. Die Balance zwischen kontrollieren und loslassen verlangt viel Aufmerksamkeit. Im Wein wie im Leben.

Der jeninser 2012 hat nicht nur einen reichen Gaumen, sondern auch «a lovely warm finish», findet die internationale Fachjury der Weinzeitschrift «Decanter». Dafür erhält der Wein eine Silbermedaille, den «Decanter World Wine Awards Silver Accolade». Eine grosse Freude!

Weiter zur Degustationsnotiz der Jury.

Sogar Chandra Kurt interessiert sich für meine Stadtkellerei. Und die hat in der Weinwelt bekanntlich was zu sagen. Nachzulesen ist das Ganze hier.

Erst hing der viele Regen den ganzen Sommer über zu tief in den Wolken. Dann flogen ostasiatische Fruchtstecher Sturmangriff, und schliesslich schwirrte die Drohne verwirrend tief über unsere Köpfe hinweg!

Ich weiss, einige litten an akuten Hungerästen, andere waren nicht auf fliegende Untertassen vorbereitet, dritte wiederum suchten wiederholt vergebens nach Kistli!

Allen widrigen Umständen und bisweilen suboptimaler Koordinaten zum Trotz, geerntet haben wir schliesslich exakt 840 Kistli bzw 2’149 kg Trauben!

Zu meinem grossen Erstaunen haben wir rund 500 kg weniger als in den vergangen Jahren geerntet, dafür aber beinahe doppelt so viele Kistli benötigt! Die Schlussfolgerung daraus ist: Viel Stüdeli und wenig Beereli!

Nun liegt es an meinem Geschick, Erfahrung und Glück, das Bestmögliche daraus zu machen. Einfach wird es nicht. Aber, wer geduldig ist und im 2016 wieder zur Ernte kommen mag, wird kosten können!

VIVA!
Dank!
Und Glück!

Herzliche Grüsse
Valentin

In den Reben steckt viel Handarbeit und Sorgfalt. Die Triebe werden von Hand erlesen, ausgebrochen und in die Stützdrähte eingeschlauft. Der Pflanzenschutz und das sommerliche Zurückschneiden erfordern viel Präzision und Ausdauer. Die Rebe und der Rebbau sind vergleichbar mit Spitzensport: Jeder Handgriff sitzt, jeder Eingriff ist genaustens geplant und budgetiert, jeder Trieb optimiert. Die Rebe, der Boden und ich erbringen Spitzenleistungen. Am Ende wird sorgfältig von Hand geerntet. Traube um Traube wird ins Körbli gelegt und getrocknet.

Bericht in der Tageswoche «Ich bin nur der fremde Fötzel» vom 03. April 2014

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