Ein kaprioloisches Traubenjahr

Einmal Traubenjahr mit allem, bitte…

Was für ein Jahr! Diese Saison hat uns Winzerinnen und Winzer auf die Probe gestellt – von Wetterkapriolen bis hin zu unvorhergesehenen Verzögerungen haben wir so ziemlich alle Facetten erlebt, die der Weinbau mit sich bringen kann.

Bereits der Frühling begann mit grossen Herausforderungen: Auf den frühen Austrieb der Reben folgten frostige Nächte. Mit Frostkerzen und Thermometer bewaffnet hat Valentin im Rebberg übernachtet – auf das Schlimmste gefasst. Das Schlimmste, der Frost, kam zwar nicht, aber die Kälte forderte unsere Stöcke und hinterliess ihre Spuren. Einzelne Triebe und Blätter haben Frostbeulen davongetragen. Allerdings in Massen und wie sich im Laufe der Saison erwies, verkraftbar. Es folgte bald die nächste Herausforderung.

Mai und Juni waren nass und kühl. Die Triebe der Reben und das Gras schossen in Rekordtempo in die Höhe. Das bedeutete für uns intensive Laubarbeit und regelmässiges Mähen. Diese Arbeiten sind unentbehrlich. Das Risiko Pilzinfektionen einzufangen ist unter derartigen Wetterbedingungen arg hoch. Rückblickend dürfen wir festhalten, unser Timing der Massnahmen hat gestimmt.

Kurz bevor die Ernte begann, machte uns das Wetter erneut einen Strich durch die Rechnung. Unbeständiges, wechselhaftes, schlicht unberechenbares Wetter mit Regen, Kälte, Sonnenschein machten Planung und Organisation äusserst schwierig. Die Ernte, welche normalerweise in einem überschaubaren Zeitraum erfolgt, zog sich dieses Jahr über Wochen hin. Immer wieder stellten wir uns die Frage: Finden wir genug trockene Tage zwischen den Regenschauern, um alle Trauben rechtzeitig und zu ihrem optimalen Zeitpunkt zu lesen? Können wir das Risiko eingehen, noch etwas zu warten, um bessere Zucker- und Säurewerte zu erreichen? Gelingt uns ein Kompromiss, ohne die Qualität der Trauben zu gefährden? Werden wir es schaffen, an einem Tag eine komplette Sorte zu ernten? Und, last but not least, sind unsere Erntehelferinnen und -helfer flexibel genug für derart kurzfristig wechselnde Aufgebote?

Geschafft – die neue Ernte ist im Keller

Es war eine nervenaufreibende Zeit, und doch – wir haben es geschafft. Die gesamte Ernte ist eingebracht und mittlerweile gut versorgt. Nun maischt und gärt es im Keller, die Kühlanlage surrt vor sich hin, Säfte ziehen von einem Tank zum nächsten, die Hefen arbeiten, die Erntehelferinnen und -helfer ruhen. Ganz wie wir es mögen.

Trotz allem können wir am Ende zufrieden auf dieses Weinjahr blicken. Die Menge mag geringer ausgefallen sein, doch die Qualität unserer Trauben lässt sich sehen. Sogar so gut, dass wir dieses Jahr wieder unseren besonderen jeninser machen können! Das freut uns natürlich besonders.

Wir sind dankbar für die Ernte, die wir haben, und stolz auf das, was wir gemeinsam in einem herausfordernden Jahr erreicht haben.

Und natürlich bedanken wir uns herzlich bei all unseren treuen alten und neuen Helfenden, die uns in dieser Zeit tatkräftig unterstützen – ohne euch wäre es doppelt so stressig und nur halb so schön! Merci vielmal!